Als Bauer lerne ich laufend dazu. Die Arbeiten auf dem Hof sind nicht mehr so neu, dass sie mein gesamtes Denken in Anspruch nehmen und so kann ich mich immer mehr um andere Dinge kümmern. Zum Beispiel um die Sünden in der Landbewirtschaftung!
Und ich verstehe natürlich auch immer mehr die Mechanismen, welche zu diesen Sünden zwangsläufig führen müssen. Nehmen wir ein Beispiel, den Milchbauern. Sein Vater hat das zum Leben benötigte Geld mit 30 Kühen verdienen können. Aber die Mechanismen auf dem Markt haben die Preise zusammenfallen lassen. Also braucht der Bauer heute für das gleiche Einkommen 100 Kühe. Die brauchen viel mehr Fressen und machen entsprechend viel mehr Gülle. Gülle ist wohl gut für das schnelle Wachstum der Wiese, aber es bringt viel zu viel Schadstoffe in den Bach und in den See, worauf dieser voll ist mit Blau-algen. Teilweise muss sogar ein Badesee zu gewissen Zeiten gesperrt werden weil diese Blaualgen so giftig sind. Wir wissen davon, unser Hund Lord hat nach dem Spielen immer von diesem Wasser getrunken und hatte als Folge eine Leberschädigung ersten Grades. Die Wiesen, welche "entsprechend" excessiv bearbeitet werden erkennt man sehr gut.... Auf dem Bild sieht man unsere Pferde auf einer Naturwiese ohne Gülle. Die Wiese oberhalb wird intensiv genutzt, durch die Gülle ist sie voll mit Löwenzahn - sie kann schon bald das 1. Mal gemäht werden.
Die zweite Einkommensquelle für den Bauer ist Mais. Dieser Mais wächst immens schnell. Und kommt dann in die Biogasanlage, wird also zu Strom. Der Staat fördert diese Bauern mit einem sehr guten Preis für den produzierten Strom. Weil der Staat kriegt ja auch mehr Steuern von den Bauern welche mehr verdienen. Aber die "Gülle" aus den Biogasanlagen kann noch nicht auf vernünftige Art weiterverwendet werden - sie kommt auch in Form von Dünger aufs Feld und die Folge davon ist wiederum eine Überdüngung des Bodens. Alles in allem ein Teufelskreis. Und jeder weiss das - der Bauer weiss es, das Amt für Landwirtschaft weiss es, der Landwirtschaftsminister weiss es - aber es gibt keinen einfach zu realisierenden Ausweg (ohne dass jemand benachteiligt wird). Und so wird es eben bleiben wie es ist.